Viele Flüchtlinge in Tunesien- Lage aber unter Kontrolle.
Im Auftrag der Föderation der Rotkreuz- und Halbmondgesellschaften ist DRK-Helfer Holger Schmidt aus Kreuztal (DRK-Kreisverband Siegen-Wittgenstein) seit Anfang März als Mitglied eines Erkundungsteams an der tunesisch/libyschen Grenze im Grenzort Raj Adjir tätig. Er hat u.a die Aufgabe, den Hilfsbedarf im Grenzgebiet von Tunesien und Libyen festzustellen und koordiniert die weiteren nötigen Hilfsmaßnahmen.
Holger Schmidt, geb. 1955, wurde 1973 ehrenamtliches Mitglied des DRK-Ortsvereins Kreuztal. In den Jahren 1979 bis 1998 war er regelmäßig für das Deutsche Rote Kreuz im Auslandseinsatz. Er war unter anderem auch in Myanmar, China und zuletzt in Haiti. Für seinen 34. Auslandseinsatz ist er gut gerüstet, spricht arabisch und kennt die kulturellen Gepflogenheiten.
Holger Schmidt beschreibt die aktuelle Lage an der tunesisch/libyschen Grenze als ruhig und nicht kritisch. „Es ist alles soweit okay. Mir geht es gut und wir fühlen uns sicher. Von den aktuellen Geschehnissen in Libyen bekommen wir hier in Tunesien so gut wie nichts mit. Zu Beginn meines Einsatzes kamen täglich über 10.000 Flüchtlinge aus Libyen an. Mittlerweile kommen nur noch einige Hundert Menschen am Tag über die Grenze“, berichtete Holger Schmidt am Telefon.
Der Tunesische Rote Halbmond arbeitet mit rund 100 ehrenamtlichen Helfern rund um die Uhr, um Erste-Hilfe Posten zu besetzen, rund 10.000 Mahlzeiten täglich zuzubereiten und Flüchtlinge zu betreuen.
Es gibt mehrere Flüchtlingscamps in der Region. 7 km entfernt von Raj Adjir befindet sich das Camp „Chucha“ mit ca. 20.000 Flüchtlingen, welches von der Tunesischen Armee und dem UNHCR geführt wird. Ein weiteres Camp (UAE RC) mit ca. 1.500 Plätzen wird vom Roten Halbmond der Vereinten Arabischen Emirate geleitet. Das dritte Transit-Camp (TRC/IFRC camp), welches in Kooperation von Föderation und dem Tunesischen Halbmond betrieben wird, hat derzeit 800 Plätze für Flüchtlinge.
Laut Holger Schmidt sind viele Gastarbeiter unter den Flüchtlingen, die in Libyen gearbeitet haben und nun in ihre Heimatländer zurück möchten. Die Grenzen seien offen, es kommen zurzeit weder Verletze über die Grenzen, noch herrsche eine besondere Anspannung. Man bereite sich allerdings auf viele denkbare Szenarien vor. „Die aktuelle ruhige Lage könnte sich morgen schon wieder ganz anders darstellen“, ergänzte Holger Schmidt besorgt.
Zurzeit ist die Föderation der Rotkreuz- und Rothalbmondgesellschaften zusammen mit dem Tunesischen Roten Halbmond dabei, das jetzige Transit Camp für bis zu 2.100 Menschen aufzustocken und neu auszurichten.
„Jetzt ist die Zeit gekommen, um die Strukturen der in der Anfangszeit schnell entstandenen Flüchtlingslager neu zu ordnen. Unsere Aufgabe ist es nun, die sanitären Anlagen, Küchenbereiche, Abfallentsorgung, Wasserversorgung und Abwasserentsorgung zu bauen und zu installieren. Die Anordnung der Familienzelte geschieht zum Beispiel nach strengen Regeln, um bei möglichen Feuern ein schnelles Ausbreiten zu verhindern“, sagt Holger Schmidt.
Holger Schmidt wird voraussichtlich in der ersten Aprilwoche nach Deutschland zurückkehren.