Rotkreuzhilfe in Tunesien. Holger Schmidt zurück im Siegerland.
Holger Schmidt ist von seinem DRK-Einsatz aus Tunesien zurückgegehrt. Sein 34. Auslandseinsatz erfolgte im Auftrag der Föderation der Rotkreuz- und Halbmondgesellschaften, für die er als Mitglied eines Erkundungsteams an der tunesisch/libyschen Grenze im Grenzort Ra’s Ajdir fast 4 Wochen tätig war. Er hatte u.a die Aufgabe, den Hilfsbedarf im Grenzgebiet von Tunesien und Libyen festzustellen und die weiteren nötigen Hilfsmaßnahmen zu koordinieren.
Holger Schmidt, geb. 1955, wurde 1973 ehrenamtliches Mitglied des DRK-Ortsvereins Kreuztal. Seit 1979 war er regelmäßig für das Rote Kreuz im Auslandseinsatz. Er war unter anderem auch in Myanmar, China und Haiti.
„Unsere vorgefundene Lage in Tunesien war erst einmal unübersichtlich. Es gab überall kleine und größere Ansammlungen von Menschen, die aus Libyen geflohen waren“, berichtet Holger Schmidt.
Das Team mußte sich zuerst eine Übersicht über die vorhandenen Strukturen, die Arbeit des tunesischen Roten Halbmondes und der lokalen Behörden verschaffen. Zu Beginn seines Einsatzes kamen täglich über 10.000 Flüchtlinge aus Libyen in Raj Adjir an.
„Unsere Schwestergesellschaft, der Tunesische Rote Halbmond, hat sehr gute Arbeit geleistet. Mit einem Team von über 100 ehrenamtlichen Helfern wurden rund um die Uhr, Erste-Hilfe Posten besetzt, täglich mehrere tausend Mahlzeiten zubereitet und Flüchtlinge betreut“, betont Holger Schmidt.
Der Rotkreuzeinsatz stellte die Helfer vor viele Probleme. Zum einen handelte es sich bei den Flüchtlingen zum größten Teil um Gastarbeiter, also junge gesunde Männer. Zum anderen mussten mitten in der Wüste Strukturen für ein Flüchtlingscamp aus dem Boden „gestampft“ werden, in der es meistens nur eine dünne Schicht Sand und darunter viel Granit gab.
„Sonst haben wir bei Flüchtlingssituationen oft Familien, alte und kranke Menschen und Verletzte zu versorgen. Die jungen Gastarbeiter waren in der Regel gesund und warteten auf Ihre Rückreise in ihre Heimatländer. Es mussten also auch „Beschäftigungstherapien“ gegen die Langeweile angeboten werden und verschiedene Bereiche für Familien eingerichtet werden. Zudem konnten durch das viele Gepäck statt bis zu 6 Personen nur 2-4 Personen in einem Zelt untergebracht werden“, fügt Holger Schmidt hinzu.
Es gibt mehrere Flüchtlingscamps in der Region. 7 km entfernt von Ra’s Ajdir befindet sich das Camp „Shousha“ mit ca. 20.000 Flüchtlingen, welches von der Tunesischen Armee und dem UNHCR geführt wird und durch das Rote Kreuz unterstützt wird. Ein weiteres Camp (UAE RC) mit ca. 1.500 Plätzen wird vom Roten Halbmond der Vereinten Arabischen Emirate geleitet. Das dritte Transit-Camp (TRC/IFRC camp wird in Kooperation von Föderation und dem Tunesischen Halbmond betrieben.
Zurzeit ist die Föderation der Rotkreuz- und Rothalbmondgesellschaften zusammen mit dem Tunesischen Roten Halbmond dabei, das jetzige Transit-Camp auszubauen und für einen längeren Aufenthalt der Flüchtlinge vorzubereiten, da die Weiterreise der „Gastarbeiter“ in die Heimatländer nur stockend verläuft.
Rund 400 Zelte wurden bisher im Transit-Camp von IFRC/TRC aufgebaut, die rund 2100 Menschen eine Unterkunft bieten. Im gesamten Flüchtlingslager wurden über 30 Zapfstellen für Wasser, 56 Waschkabinen, über 60 Toiletten und ein „Toiletten-Feld“ eingerichtet. Zudem gibt es Essenausgabestellen, Erste-Hilfe Zelte und Administrative Bereiche.
„Die Strukturen der schnell entstandenen Flüchtlingslager werden zurzeit neu geordnet. Unsere Aufgabe ist es nun, die sanitären Anlagen, Küchenbereiche, Abfallentsorgung, Wasserversorgung und Abwasserentsorgung weiter auszubauen. Die Anordnung der Familienzelte geschieht zum Beispiel nach strengen Regeln, um bei möglichen Feuern ein schnelles Ausbreiten zu verhindern“, sagt Holger Schmidt.